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Hessentreffen 2018
Liebe zur Knutschkugel„Fiat 500 Freunde Main-Taunus“ laden zum Hessentreffen ein
Höchster Kreisblatt vom 06.08.2018
Von STEPHANIE KREUZER
Das Hessentreffen der „Fiat 500 Freunde Main-Taunus“ findet erstmals nicht in Eschborn, sondern in Diedenbergen statt. Auch die Liebhaber anderer Marken sind willkommen – nur mindestens 30 Jahre alt müssen die Fahrzeuge schon sein.
Gute Laune im Automobil: Gert Simacek in seinem weißen Fiat 500 Baujahr 1973.
Diedenbergen.
Zum 50. Geburtstag durfte er sich endlich einen aussuchen, die Ehefrau hatte zugestimmt, erzählt Gert Simacek mit leuchtenden Augen. Denn mit Oldtimern hatte er sich schon lange beschäftigt, zumindest in der Theorie, und nun sollte ein Lloyd in die Familie aufgenommen werden: „Aber da ist es schwierig mit den Ersatzteilen, und so bin ich irgendwie zum Fiat 500 gekommen.“ Nicht weiter verwunderlich, denn er hatte Karl-Heinz Ricker kennengelernt, der als absoluter Spezialist für diesen Autotyp gilt und ein Fiat-Lazarett betreut.
Einfach zu reparieren
„Gerade die überschaubare Technik hat mir gefallen, denn alles ist relativ einfach zu reparieren. Zufälligerweise hatte er auch das passende Gefährt für mich da – beziehungsweise dessen Einzelteile“, erinnert er sich. Gemeinsam wurde fleißig geschraubt und restauriert, und seitdem kann sich Simacek stolzer Besitzer eines weißen Fiat 500 R, Baujahr 1973 nennen, „das letzte, bis Mitte der 70-er Jahre gebaute Modell“. Als größten Feind bezeichnet er technische Nachlässigkeit, „das verzeiht das Auto nicht. Wenn man es nicht gut pflegt, kriegt man die Quittung. Aber solange genügend Öl im Motor ist, die Zündung und die Ventile stimmen, dann läuft der Kleine.“
Nicht zuletzt ihm ist es zu verdanken, dass der Club „Fiat 500 Freunde Main-Taunus“ gegründet wurde. Jeder, der sich für diese Technik interessiert, kann am regelmäßigen Stammtisch und den Veranstaltungen teilnehmen; ein eigener Oldtimer ist keine Pflicht. „Unser Ziel ist es, diese Autos auf der Straße zu halten und technisch anspruchsvoll zu restaurieren. Dafür tauschen wir uns aus, auch mit anderen Markenclubs wie beispielsweise Opel Fahrrad oder Vespa-Club, denn jeder hat so seine eigenen Erfahrungen und was zu erzählen. Außerdem organisieren wir hin und wieder eine Ausfahrt zu einer Messe oder großen Fiat-Treffen“, so Simacek.
Und umgekehrt lädt der Club auch ein – am 11. August zum inzwischen 12. Hessentreffen für Autos, Motorräder und Traktoren. Erstmalig findet es nicht in Eschborn, sondern auf dem Gelände der Speedwaybahn des MSC Diedenbergen statt, da es noch eine Premiere gibt, die mehr Platz und Stellmöglichkeiten erfordert: Das Oldtimer-Treffen ist zwar mit einer starken Betonung auf Fiat, aber dennoch markenoffen gedacht, nur mindestens 30 Jahre alt müssen die Fahrzeuge sein. Dazu gibt es einen Teilemarkt, Graveure verschönern Gläser mit Automotiven, und man kann sich Plastikkärtchen mit dem Steckbrief des Fahrzeugs machen lassen, die man von innen an die Windschutzscheibe klebt.
„Benzingespräche“
„Wertvolle und spannende Benzingespräche“ versprechen die Organisatoren. Außerdem gibt es viel zu gucken, wie Simacek weiß: „Wenn man mit einem so kleinen Auto aufkreuzt, hat man die Lacher sowieso auf seiner Seite. Dann begegnen einem die Leute immer freundlich und erinnern sich daran, dass die Oma auch so einen Wagen fuhr.“ Natürlich dürfen sich die Besucher auch auf Bewirtung an Grill und Kuchentheke freuen – und außerdem was Gutes tun. Denn für kleines Geld kann man die Chance auf schöne Gewinne erwerben, und der Erlös kommt sozialen Projekten zugute. In der Vergangenheit wurde so schon an die Stiftung Leberecht oder an Bärenherz gespendet. Die Einfahrt ist kostenfrei, eine Spende ist erwünscht.
Oldtimer-FansFiat-Virus lockt auf die Speedwaybahn
Höchster Kreisblatt vom 14.08.2018
Von Juliane Schneider
Gut 100 Oldtimer-Fans kamen zum 12. Hessentreffen der Fiat 500-Freunde am Wochenende auf die Speedwaybahn nach Diedenbergen.
Sie ziehen nach dem Umzug des Hessentreffens von Eschborn nach Diedenbergen eine zufriedene Bilanz: (von links) Olaf Mockenhaupt, Gert Simacek, Karlheinz Ricker und Holger Mainz.
Diedenbergen.
Mit 22 Jahren hatte sich Karl-Heinz Ricker den ersten Fiat 500 angeschafft und ist der Leidenschaft bis heute treu geblieben. Schon damals, vor vier Jahrzehnten, habe das rundliche Mini-Modell der Italiener den Leuten ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, erinnert sich der Tüftler aus dem Taunus. Das sei auch heute noch so. Einen kleinen Boom habe es noch mal gegeben, nachdem Fiat vor zehn Jahren ein ähnliches Modell auf den Markt gebracht habe.
Persönlich mag er das Fahrzeug am liebsten in den gedeckten Originalfarben. „Die waren pastellfarben oder weiß, da hat Fiat früher bewusst Geld gespart.“ Wenn er aber mal einen Wagen für Kunden restauriert und weiterverkauft, dann lässt er ihn natürlich in deren Wunschfarbe lackieren, mal knallgelb oder im satten Grau. „Außer dem Lack mache ich alles selbst“, verrät er.
Auch den beigen Fiat Baujahr 1968 hat er komplett restauriert. Mit ihm ist er zum 12. Hessentreffen der Fiat 500 Freunde Main Taunus gekommen ist, das am Samstag erstmalig auf dem Gelände der Speedwaybahn des MSC Diedenbergen stattfand. Zum ersten Mal als offenes Treffen auch für andere Marken, und so parken neben den kleinen „Knutschkugeln“ Vespas, BMWs und ein Porsche mit dem H-Kennzeichen, das für mehr als 30 Jahre alte Fahrzeuge beantragt werden kann, die dann unter anderem weniger strenge Umweltauflagen erfüllen müssen.
70 Fahrer haben sich angemeldet, etwa hundert kommen über den Tag verteilt vorbei, davon die Hälfte Fiat-500-Eigner. Die Stimmung ist locker. Man plaudert, isst Würstchen oder Eis, kann ein paar Liebhaberstücke beim Fiat-Flohmarkt kaufen oder Ersatzteile beim Stand von Karl-Heinz Ricker. „Das läuft allerdings nicht mehr so gut“, sagt er. Heute werde hauptsächlich übers Internet geordert.
Gleichgesinnte unter sich
Holger Mainz – wie die anderen Veranstalter am grünen Poloshirt erkennbar – hat seinen rot-silbernen Fiat mitgebracht. Die Sitze habe er selbst überzogen, das rote Kunstlederdach sogar eigenhändig genäht, verrät er. „Es gab sonst nur schwarz oder kariert, das passte nicht.“ Ihn habe vor 15 Jahren der Bruder mit dem Fiat-Virus infiziert. Inzwischen nennt der Zeilsheimer eine ganz Flotte von besonderen Fahrzeugen sein eigen. „Das hat schon Suchtcharakter“, gibt er zu.
Gerne trifft er sich mit Gleichgesinnten. Gemeinsam fahren sie zu den großen Fiat-Treffen nach Münster oder Heidkate an der Ostsee nahe Kiel, wo am Strand urig gezeltet wird. „So was können wir hier mit unseren 10, 12 Leuten natürlich nicht auf die Beine stellen.“ Mit der Verlegung der Veranstaltung von Eschborn nach Diedenbergen sei man aber sehr zufrieden.
Auch der Friedberger Harald Dach, der mit seinem grasgrünen Porsche 914-G vorbeischaut, findet das Treffen angenehm. Dabei hätte er alternativ zum großen Oldtimer-Grandprix am Nürburgring fahren können, das zeitgleich stattfinde, erzählt er. „Aber das mache ich nicht“, sagt er ganz ehrlich. Jedes Jahr würden dort drei bis fünf Fahrzeuge gestohlen, am begehrtesten seien 911er Modelle. Die Angst vor Langfingern fahre immer mit, sagt er ganz offen. „Man darf das Auto nicht aus den Augen lassen.“
Auch interessierte Besucher schauen mit Kameras vorbei, ein Mann mit dem historischem Hochrad dreht zwischen den Fahrzeugen seine Runden. Wie jedes Jahr wird wieder Geld für einen guten Zweck gesammelt, diesmal für das durch einen Brand beschädigte Tierheim in Nied.